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Das Wort „Trauma“, Mehrzahl Traumata kommt aus dem Griechischen und steht für eine körperliche oder seelische Verletzung, Erschütterung oder Wunde. Als Folge kann es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. 

Julia Behrendt, Ärztin in der Weiterbildung zur Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und in Ausbildung zu Psychotraumatherapie, beleuchtet das Thema Trauma, die Folgen und (in Teil II) die -therapiemöglichkeiten.

Ein Trauma ist eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes. Die Erlebnisse können von längerer oder kürzerer Dauer sein, wie z.B. schwere Unfälle, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen oder Kriegshandlungen. Traumatisierte Menschen empfinden Gefühle wie Angst und Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Kontrollverlust.

Eine der häufigsten bekannten Traumafolgestörungen ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Statistisch gesehen erleidet jeder mindestens einmal im Leben ein Trauma

Der Trauma-Experte Prof. Dr. med. Thomas H. Loew, Chefarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Leiter der gleichnamigen Abteilungen am Universitätsklinikum in Regensburg schätzt, dass statistisch gesehen jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben ein Trauma erleidet. Die Kölner Autorin Sabine Bode zeigt auf, dass Traumata sich sogar über mehrere Generationen vererben können, also von direkt traumatisierten Eltern an deren Kinder und sogar Enkel.

Bei geschätzt etwa 70 bis 90 Prozent der Menschen funktioniert die körpereigene Regulierung, Bewältigung und Selbst-Heilung eines Traumas, bei zehn Prozent jedoch nicht mehr. Unbehandelt kann eine Traumafolgestörung bei jedem Menschen zu körperlichen und psychischen Störungen, Schulproblemen, Krankheiten oder Sucht werden. Straftäter können selbst Opfer von Gewalterfahrung gewesen sein. Ein erlittenes Trauma ist jedoch keine Entschuldigung für Straftaten sondern lediglich eine Erklärung, was im Gehirn eines traumatisierten Menschen passiert.

Für alltägliches „keinen Kopf“ mehr?

Das menschliche Gehirn ist sozusagen eine Problemlösungsmaschine mit dem Auftrag, gut auf uns aufzupassen: Bei Gefahr können wir weglaufen, erstarren oder uns verteidigen. Und zwar blitzschnell ohne erst lange bewusst darüber nachdenken zu müssen.

Einfach ausgedrückt, kann ein Trauma das Gehirn derart blockieren, dass ein Mensch buchstäblich „keinen Kopf“ mehr für Schule, Ausbildung, Partnerschaft oder Arbeit hat.

Die traumatischen Erlebnisse lösen auch in der Erinnerung exakt die gleiche heftige Stress- oder Angstreaktion aus, die dann unkontrolliert immer wieder abläuft. Wenn man versteht, was und warum in unseren Gehirnen passiert, verstehen man auch, warum das Erkennen, Bewältigen oder die Behandlung von Traumata so wichtig für das Zusammenleben in der Gesellschaft ist, das schreibt beispielsweise auch Prof. Löw in seinem Buch „Kriegsschauplatz Gehirn“.

Autorin

 

Julia Behrendt, Ärztin am MVZ Timmermann und Partner, in der Weiterbildung zur Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und in Ausbildung zu Psychotraumatherapie